Ergotherapie


Auch in der Ergotherapie werden sensomotorische Störungen behandelt, dabei steht die Funktion der oberen Extremitäten im Vordergrund. Ein inhaltlicher Schwerpunkt liegt in der Schnittstelle zwischen Fähigkeitsstörungen und den wieder zu erlernenden Alltagshandlungen. Voraussetzung hierfür ist zum einen die genaue Analyse der gestörten Funktionen, die mit geeigneten Assessments erfolgt, zum anderen setzt dieser Behandlungsansatz eine genaue Kenntnis des Charakters und Bewegungsablaufes von Alltagshandlungen voraus.

Ähnlich wie die Physiotherapie nutzt die Ergotherapie Elemente klassischer Therapieverfahren, wie Bobath, PNF und Perfetti, die in ein motorisch-funktionelles Training einfließen. Sobald erwünschte Arm- und Handfunktionen in den Therapiesituationen wieder abrufbar sind, wird versucht, diese in Alltagshandlungen zu integrieren. Hierzu wird ein individuelles Funktionstraining erarbeitet, das darauf abzielt, die Präzision und das Tempo wiedererlangter selektiver und alternierender Bewegungen zu verbessern. Unerwünschte Mitbewegungen und pathologische Reflexaktivitäten werden dabei durch propriozeptive Stimulationstechniken und eine gezielte Desensibilisierung unterdrückt.

Die Inhalte des Funktionstrainings orientieren sich an der aktuellen Situation, den bestehenden Ressourcen und den konkreten Bedürfnissen der Patienten. Alltagsrelevante Handlungen betreffen die primären Alltagsbereiche (z. B. Waschen, Essen, Anziehen), den Umgang mit Gegenständen des täglichen Gebrauchs (z. B. Telefon, Türschloss, Elektrogeräte) oder konkrete Fertigkeiten, die im Hinblick auf eine spätere berufliche Wiedereingliederung benötigt werden (z. B. Schreiben, Werkzeuggebrauch, PC). Bedarfsweise wird dabei auch der Einsatz medizinischer Hilfsmittel erprobt, um funktionelle Fähigkeiten im Sine der Kompensation und Adaptation zu verbessern.

Neben der Behandlung sensomotorischer Störungen stellt die Therapie kognitiver Störungen, Gesichtsfeldeinschränkungen, Neglect und Apraxien einen weiteren Schwerpunkt der Ergotherapie dar. Dabei ergeben sich auch Überschneidungen zur Neuropsychologie. In der Ergotherapie steht aber immer der alltags- oder berufspraktische Bezug der gestörten Hirnleistungen im Vordergrund. Mit Hilfe einer halbstrukturierten ADL-Beobachtung, die bedarfsweise videogestützt dokumentiert werden kann, werden Aufmerksamkeitsdefizite und Gedächtniseinbußen, Störungen der Handlungsplanung, Gesichtsfeldeinschränkungen, Neglect und Apraxien erfasst. Die Therapie erfolgt dann als individuell angepasstes Funktionstraining, das auf den Ausbau alltags- und berufsrelevanter Kompetenzen der Patienten abzielt.

In der Behandlungsphase B können die vorgenannten Behandlungsverfahren in der Regel noch nicht eingesetzt werden, da sie eine aktive Mitarbeit der Patienten erfordern. In der Ergotherapie wird daher zumeist die multisensorische basale Stimulation als Behandlungsmethode angewandt, in die Aspekte des Bobath- und Affolter-Konzepts sowie der fazio-oralen Therapie nach Coombes maßgeblich eingefließen. Zielsetzungen sind dabei die Verbesserung der Vigilanz und Aufmerksamkeit, die Anbahnung der Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit, die Tonus-modulation und Vermeidung assoziierter Bewegungen sowie die Faszilitierung selektiver Willkürmotorik. Als besondere Therapiemöglichkeit zur multisensorischen basalen Stimulation wird das Sonnenzellen (Hulsegge, Verheul 1978) genutzt, für das in der ELBLAND Rehabilitationsklinik Großenhain ein eigener Behandlungsraum eingerichtet wird. Die erweiterte fazio-orale Therapie nach Coombes wird von Ergotherapeuten und Logopäden gemeinsam auch für die Behandlung von Dysphagien angewandt.

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